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Polypodium vulgare L.
Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Engelsüß, Polypodiaceae - Tüpfelfarngewächse
10–50 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Der Gewöhnliche Tüpfelfarn kommt in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet vor. Bevorzugt besiedelt er luftfeuchte Standorte, wo er in dichten Beständen auftreten kann, während er in trockeneren Gegenden völlig fehlt. Typische Standorte sind bodensaure Mischwälder, die Dünen der Küste, schattige Mauern und Felshabitate. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch, nach machen Autoren auch zirkumpolar. Meistens gedeiht er als Geophyt, kommt bei entsprechend feuchten Bedingungen gelegentlich auch als Epiphyt auf bemoosten Bäumen, Totholz oder Sträuchern vor.

In Mitteleuropa sind die Pflanzen meist immergrün, während sie in sommertrockenen und -heißen Klimaten oft wintergrün sind. Beispielsweise vertrocknen die Wedel meist im mediterranen Sommer, um mit den herbstlichen Regenfällen wieder neu auszutreiben. Die Wedel sind einfach, wechselständig gefiedert mit glattrandigen Fiedern und haben einen lanzettlichen bis länglich-lanzettlichen Umriss. Auf der Unterseite der Fiedern finden sich die rundlichen Sporengruppen (Sori), die wegen ihrer "tüpfelartigen" Anordnung der Gattung den Namen gaben. Die Sori sind nicht von einem Häutchen (Indusium) bedeckt.


Abb. 1 Kolonie des Polypodium vulgare auf einem Schlackenfelsen am Kraterrand des Bausenberg, Niederzissen, 10.09.2014, 326 m, 50° 28' 01 N, 07° 13' 25 O
Abb. 2 Polypodium vulgare zusammen mit der Hirschzunge, Asplenium scolopendrium L., in einem Laubmischwald auf Kalk im Vogelsangbachtal, Heiligenhaus, 09.04.2016, 123 m, 51° 20' 03 N, 06° 58' 15 O
Abb. 3 Bestand des Polypodium vulgare im Japanischen Garten Leverkusen, 26.01.2014
Abb. 4 Polypodium vulgare zusammen mit Corydalis solida am Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 238 m, 49° 48' 58 N, 07° 50' 33 O
Abb. 5 Kolonie des Polypodium vulgare im Schatten unterhalb eines Sanddornstrauches, Hippophae rhamnoides L., in den Graudünen auf Langeoog, 15.07.2012, 3 m, 53° 45' 07 N, 07° 35' 28 O
Abb. 6 Polypodium vulgare in einem Laubmischwald am Steilhang des Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 227 m, 49° 48' 59 N, 07° 50' 36 O
Abb. 7 Kolonie des Polypodium vulgare am Fuße des Teutoburger Walds, Jakobsberg, Tiefer Weg bei Amshausen, 26.02.2014, 171 m, 52° 02' 04 N, 08° 25' 01 O
Abb. 8 Polypodium vulgare auf einem Schlackenbrocken am Kraterrand des Bausenberg, Niederzissen, 10.09.2014, 324 m, 50° 28' 02 N, 07° 13' 24 O
Abb. 9 Polypodium vulgare mit Trockenschäden im oberen Bereich des südöstlichen Steilhangs am Rotenfels, Bad Münster am Stein, Nahe-Tal, 21.03.2014, 288 m, 49° 49' 02 N, 07° 50' 28 O
Abb. 10 Polypodium vulgare an der Kante einer Kalkfelswand bei Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.829 m, 46° 39' 01 N 08° 02' 41 O
Abb. 11 Polypodium vulgare in einer Felswand oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.828 m, 46° 39' 02 N 08° 02' 41 O
Abb. 12 Polypodium vulgare in der Kalksteinwand der Hohen Anna bei Brilon, Sauerland, 07.01.2015, 490 m, 51° 23' 22 N, 08° 35' 10 O
Abb. 13 Polypodium vulgare zusammen mit dem Braunen Streifenfarn, Asplenium trichomanes L., in an einer Sandsteinwand im Tal des Sulzbächle bei St. Roman, Schwarzwald, 10.04.2015, 555 m, 48° 19' 09 N, 08° 17' 33 O
Abb. 14 Unterseite eines Wedels des Polypodium vulgare mit den rundlichen, "tüpfelartigen" Sporengruppen, Hohe Anna bei Brilon, Sauerland, 07.01.2015, 490 m, 51° 23' 22 N, 08° 35' 10 O
Abb. 15 Bestand des Polypodium vulgare an einem Wegesrand auf Sand südöstlich vom Ewigen Meer, 18.07.2019, 6 m, 53° 32' 24 N, 07° 27' 13 O
Abb. 16 Bestand des Polypodium vulgare auf Vulkangestein im Flaumeichen-Wald am Lenzenberg, Kaiserstuhl, 13.03.2015, 447 m, 48° 03' 43 N, 07° 39' 16 O
Abb. 17 Instabile Kultursorte des Polypodium vulgare 'Cornubiense', die die Mutation nur an Teilen der Wedel zeigt, Privatgarten bei Zülpich, 10.07.2016
Abb. 18 Ungewöhnlich: Polypodium vulgare zusammen mit der Weißen Fetthenne, Sedum album L., in einer nördlich exponierten Felswand nahe Kobern, 15.08.2015, 177 m, 50° 18' 04 N, 07° 28' 01 O
Abb. 19 Vergleich der runden Sori auf der Unterseite der Fiedern beim Polypodium vulgare (oben) mit den länglichen Sori des Gesägten Tüpfelfarns, P. interjectum, (unten), Privatgarten, 16.08.2015
Abb. 20 Mediterrane Kolonie des Polypodium vulgare, die nach der sommerlichen Trockenheit mit den ersten Herbstregentagen neu austreibt, Altstadtmauer Kotor, Montenegro, 11.10.2015
Abb. 21 Ausrollende Fieder des Polypodium vulgare mit den Herbstregen am Mittelmeer. Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 09.10.2015, 14 m, 42° 39' 48 N, 18° 04' 19 O
Abb. 22 Neu gebildete Fiedern des Polypodium vulgare im Herbst in einer Kalksteinmauer. Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 09.10.2015, 13 m, 42° 39' 50 N, 18° 04' 22 O
Abb. 23 Polypodium vulgare auf Kalksteinfelsen in einem Buchenwald am Freeden, Bad Iburg, Niedersachsen, 13.03.2015, 218 m, 52° 09' 23 N, 08° 04' 55 O
Abb. 24 Polypodium vulgare in der Westruper Heide bei Haltern am See, 05.12.2015, 48 m, 51° 44' 04 N, 07° 14' 36 O
Abb. 25 Im Herbst austreibende Wedel des Polypodium vulgare in einer Granitfelswand in den Bergen des Sette Frattelli, Sardinien, 18.10.2015, 666 m, 39° 16' 41 N, 09° 25' 37 O
Abb. 26 Wedel des Polypodium vulgare mit gut sichtbarem, dunkelbraunem, dicht filzigem Wurzelgeflecht auf einem Granitblock im Hartlaubwald in den Bergen des Sette Frattelli, Sardinien, 18.10.2015, 620 m, 39° 16' 34 N, 09° 25' 19 O
Abb. 27 Die Wedel der Sorte Polypodium vulgare 'Cornubiense' sind teilweise 2-fach gefiedert mit Buchtung der Fiederchen, Privatgarten, 31.07.2017
Abb. 28 Filigrane Wedel des Polypodium vulgare 'Cornubiense'. Oben ist ein Wedel der Nominalform zu erkennen, Privatgarten, 31.07.2017



Neben Polypodium vulgare kommt in Mitteleuropa noch das sehr ähnliche P. interjectum Shivas als weiterer Vertreter der Gattung vor. Letzterer Tüpfelfarn hat einen eher eiförmig lanzettlichen Umriss der Wedel und etwas länglichere Sori. Die Abgrenzung der Arten und Hybriden kann schwierig sein.

Der Gattungsname Polypodium L. geht auf gr. "poly" (= viel) und gr. "podion" (= Füßchen) zurück und verweist auf das kriechende, 2-zeilige Rhizom der Gattung. Das Epitheton vulgare stammt von lat. "vulgaris" (= allgemein bekannt, gewöhnlich). Der deutsche Name "Engelsüß" erklärt sich durch das süßlich schmeckende Rhizom, welches in der Volksmedizin als Husten- und Schleimlöser angewandt wurde.



Polypodium vulgare ist ein dekorativer immergrüner Farn, der sich problemlos im Garten integrieren lässt. Etwas feuchtere, schattige bis sonnige Lagen werden gut vertragen. Pflanzen die sich wohlfühlen, breiten sich gerne aus, sowohl über Ausläufer als auch Keimung. Natürlicherweiser neigt P. vulgare zur Koloniebildung, was man in der Gartengestaltung nutzen kann, indem man die Pflanzen als Bodendecker setzt. Der Gewöhnliche Tüpfelfarn bevorzugt zwar kalkfreie Standorte, gedeiht jedoch auch unter neutralen bis leicht alkalischen und basenreichen Bodenverhältnissen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2023: Polypodium vulgare. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/polypodium-vulgare.html am Tg.Mo.Jahr.

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