Grindelwald

Grindelwald ist eine schweizer Gemeinde im Berner Oberland, die besonders durch die imposante Bergkulisse mit dem Fünfgespann Wetterhorn, Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau bekannt ist. 2006 hat es oberhalb des Ortes einen Bergsturz am Eiger gegeben, der auch europaweit für Aufsehen sorgte. Ursache des Bergsturzes war der kontinuierliche Rückgang des Unteren Grindelwaldgletschers. Hierdurch wurde die Ostflanke des Hörnli am Eiger mehr und mehr instabil und stürzte erwartungsgemäß im Juli 2006 ein. Die Gemeinde Grindelwald versank in einer Staubwolke und durch das herabstürzende Geröll staute sich ein großer See auf, der eine erhebliche Gefahr für Grindelwald darstellte, da der See sich immer wieder mit Sturzfluten spontan entleerte. 2009 wurde die Gefahr durch Bau eines wasserableitenden Stollens entschärft.  

Nicht nur der Bergsturz am Eiger blieb eine Folge des Gletscherrückgangs, auch im Bereich der Seitenmoräne des Unteren Grindelwaldgletschers kam es zum Abtauen des Permafrostes. Hierdurch wurden die Moränenwände instabil und brachen Stück für Stück ein. Das oberhalb der Seitenmoräne befindliche, flache Weideland verschwand langsam in den Tiefen der Gletscherschlucht. Auch die dortige Stieregghütte musste 2005 aufgegeben werden, da sie abzustürzen drohte und die Abbruchkante der tauenden Moräne mittlerweile das Fundament der Hütte erreicht hatte. Als Ersatz wurde die Bäregghütte gebaut, die auf sicherem Fels oberhalb des Gletschertales liegt und Zielpunkt einer botanisch und geologisch interessanten Bergwanderung ist.

Von Grindelwald aus gibt es einen Klettersteig, der bis zur Bäregghütte geht und von wo aus man eine gute Übersicht über das Geschehen am Gletscher hat und einen Einblick in die Pflanzenwelt der Alpen bekommt. Wie vielerorts in den alpinen Lagen bietet sich auch um Grindelwald eine sehr artenreiche Flora mit vielen seltenen und endemischen Pflanzen, die an die oft kalkreichen Bedingungen gut angepasst ist. Manche Pflanzen sind auch im mitteleuropäischen Flachland oder Mittelgebirge zu finden, andere nur hier in den Alpen und Alpenvorland.


Abb. 1 Der Untere Grindelwaldgletscher im Jahr 1858. Photo von der Infotafel an der Pfingstegg-Talstation. Es verdeutlicht gut den Gletscherstand zu jener Zeit, als die Zunge direkt am Ortsrand lag und drohte, Grindelwald zu überrollen
Abb. 2 Aktueller Blick ins Tal des Unteren Grindelwaldgletschers von der Talstation der Pfingstegg-Seilbahn aus, von wo man zum Klettersteig zur Bäregghütte oberhalb des Gletschersees gelangt. Es ist ungefähr die selbe Perspektive wie in der historischen Aufnahme, 15.10.2014


Abb. 3 Eine der oberen Abbruchkanten des Unteren Grindelwaldgletschers, die noch zu sehen ist. Der Klettersteig zur zweiten großen Abbruchkante ist wegen des instabilen Geländes gesperrt gewesen
Abb. 4 Blick zurück aus dem Gletschertal nach Grindelwald, rechts die Flanke des Mattenbergs, links die Flanke des Eigers


Abb. 5 Die eingestürzte Felsnase an der Ostflanke des Eigers, die durch ihre Geröllfächer den Gletscherabfluss aufstaut
Abb. 6 Am Ausgang des Tals, wo vor mehr als 150 Jahren die Gletscherzunge lag, sieht man noch heute die Spuren des Gletschers. Man erkennt einen hellen Streifen Erlenwald, oberhalb davon den dunkleren Fichtenwald, der schon vor 1858 existierte. Nach dem Rückzug des Gletschers waren Erlen die ersten Bäume die die Fläche besiedelten


Abb. 7 Oberhalb des Felssturzes staute sich ein See, gesehen von der Bäregghütte aus, die oberhalb des Sees liegt. Die großen Schuttfächer links sind Reste der Seitenmoräne, auf der bis 2005 noch die Stieregghütte stand
Abb. 8 Reife, rote Früchte vom Gewöhnlichen Maiglöckchen, Convallaria majalis L., auf einem Schuttfächer im Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, Grindelwald, Schweiz, 15.10.2014, 1.382 m, 46° 36' 56 N 08° 03' 20 O


Abb. 9 Blüte der Herbst-Zeitlosen, Colchicum autumnale L., kurz vor dem Öffnen auf einer Mahdweide in Grindelwald, 15.10.2014, 1.229 m, 46° 38' 00 N 08° 02' 32 O
Abb. 10 Blüten der Besenheide, Calluna vulgaris (L.) Hull, in einem Niedermoor bei Grindelwald, 14.10.2014, 2.231 m, 46° 39' 52 N 08° 01' 31 O
Abb. 11 "Leberförmige" Blätter des Leberblümchens, Anemone hepatica L., nahe der Pfingstegg Bergstation, am Eingang zum Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, 15.10.2014, 1.382 m, 46° 36' 56 N 08° 03' 20 O
Abb. 12 Niedermoor oberhalb der Baumgrenze bei Bachläger, einem kleinen Weiler oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014
Abb. 13 "Späte Blüte" im Herbst beim Schmalblättrigen Weidenröschen, Epilobium angustifolium L., an einem Wegesrand beim Waldspitz, Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.898 m, 46° 39' 03 N 08° 02' 36 O
Abb. 14 Mattenartiger Bestand des Buchsblättrigen Kreuzblümchens, Polygala chamaebuxus L., an einer Felswand beim Waldspitz, Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.899 m, 46° 39' 03 N 08° 02' 34 O
Abb. 15 Schwarze Beeren des Empetrum nigrum L. wahrscheinlich handelt es sich um ein E. hermaphroditum Hagerup, Niedermoor bei Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.110 m, 46° 39' 36 N 08° 02' 13 O
Abb. 16 Blütenköpfe der Bach-Nelkenwurz, Geum rivale L., an einem Wegesrand in Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.568 m, 46° 38' 50 N 08° 03' 06 O
Abb. 17 Das Gewöhnliche Wilde Stiefmütterchen, Viola tricolor L., mit violetten Kronblättern auf einer Talfettwiese oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.267 m, 46° 40' 00 N 08° 01' 23 O
Abb. 18 Früchte der Preiselbeere, Vaccinium vitis-idea L., am Rande eines Niedermoors oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.115 m, 46° 39' 37 N 08° 02' 13 O
Abb. 19 Herbstfärbung der Heidelbeere, Vaccinium myrtillus L., auf einem Kalksteinhang oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.149 m, 46° 39' 43 N 08° 02' 05 O
Abb. 20 Blütenstand des Schlangen-Wiesenknöterichs, Bistorta officinalis Delarbre, am Rande eines Gebirgsbaches in Grindelwald, Schweiz, 15.10.2014, 1.613 m, 46° 39' 02 N 08° 03' 00 O


Abb. 21 Der immergrüne Rippenfarn, Blechnum spicant (L.) Roth., am Rande eines Fichtenwaldes in Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.582 m, 46° 38' 47 N 08° 02' 53
Abb. 22 Felsflur aus Kalkstein mit dem Grünen Streifenfarn, Asplenium viride Huds., oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.823 m, 46° 39' 00 N 08° 02' 41 O


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Abb. 23 Der Gewöhnliche Tüpfelfarn, Polypodium vulgare L., an der Kante einer Kalkfelswand bei Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.829 m, 46° 39' 01 N 08° 02' 41 O
Abb. 24 Der Gelappte Schildfarn, Polystichum aculeatum (L.) Roth., in einer Kalkfelswand bei Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.829 m, 46° 39' 03 N 08° 02' 41 O


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Abb. 25 Der Lanzen-Schildfarn, Polystichum lonchitis (L.) Roth, an einer Kalkfelswand bei Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.829 m, 46° 39' 01 N 08° 02' 41 O
Abb. 26 Spätsommerlicher Laubblattaspekt bei der Kleinen Wiesenraute, Thalictrum minus L.,  auf einem Schuttfächer im Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, Grindelwald, Schweiz, 15.10.2014, 1.567 m, 46° 36' 10 N 08° 03' 22 O


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Abb. 27 Der Östliche Felsen-Mauerpfeffer, Sedum thartii L. P. Hébert, in einer Felswand am Waldspitz, Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.906 m, 46° 39' 04 N 08° 02' 35 O
Abb. 28 Der Milde Mauerpfeffer, Sedum sexangulare L., am First oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.274 m, 46° 39' 53 N 08° 02' 52 O


Abb. 29 Polster eines Rispen-Steinbrechs, Saxifraga paniculata Mill., mit zahlreichen Rosetten in einer Felswand am First, oberhalb von Grindelwald, 14.10.2014, 2.274 m, 46° 39' 53 N 08° 02' 52 O
Abb. 30 Immergrünes Polster des Fetthennen-Steinbrechs, Saxifraga aizoides L., auf Kalkstein am First, oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 2.278 m, 46° 40' 02 N 08° 02' 42 O
Abb. 31 Nur im Alpenraum kommt die Betonien-Teufelskralle, Phyteuma betonicifolium L., vor. Am Bäregg im Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, 15.10.2014, 1.771 m, 46° 36' 01 N 08° 03' 36 O
Abb. 32 Und die Königin der Alpen: das Alpen-Edelweiß, Leontopodium alpinum Cass., in der Nähe vom Bäregg im Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, 15.10.2014, 1.7xx m, 46° 3x' xx N 08° 0x' xx O
Abb. 33 Das Blütenkörbchen einer Stängellosen Silberdistel, Carlina acaulis L., auf einem Halbtrockenrasen bei Bachläger oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.996 m, 46° 39' 31 N 08° 02' 40 O
Abb. 34 Die Bärtige Glockenblume, Campanula barbata L., mit violettblauer Krone auf offenem Boden am Bachalpsee oberhalb von Grindelwald. Sie bevorzugt im Gegensatz zu vielen anderen Alpenpflanzen saure Standorte. 14.10.2014, 2.275 m, 46° 40' 06 N 08° 01' 27 O
Abb. 35 Die Zwerg-Glockenblume, Campanula cochleariifolia Lam., auf einer Wiese bei Bort, oberhalb von Grindelwald, Schweiz, 17.10.2014, 1.589 m, 46° 38' 55 N 08° 02' 57 O O
Abb. 36 Die Berg-Flockenblume, Centaurea montana L., eine Pflanze (sub-)montaner bis alpiner Regionen Mitteleuropas, an einem Wegesrand in Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.668 m, 46° 39' 02 N 08° 02' 53 O
Abb. 37 An sauren Standorten findet sich die Blutwurz, Potentilla erecta (L.) Raeusch., wie hier in einem Niedermoor bei Bachläger oberhalb von Grindelwald, 14.10.2014, 2.110 m, 46° 39' 36 N 08° 02' 13 O
Abb. 38 An sonnig warmen Standorten findet sich manchmal das Gelbe Sonnenröschen, Helianthemum nummularium (L.) Mill. Auf einer sonnigen Wiese oberhalb der Baumgrenze, 14.10.2014, 2.284 m, 46° 40' 04 N 08° 01' 37 O
Abb. 39 Blühende Pflanze der Großen Sterndolde, Astrantia major L., in einer Bergwiese nahe dem Bäregg im Tal des Unteren Grindelwaldgletschers, 15.10.2014, 1.924 m, 46° 35' 46 N 08° 04' 09 O
Abb. 40 Bestand der Zirbel-Kiefer, Pinus cembra Mill., nahe der Baumgrenze oberhalb von Grindelwald, 14.10.2014, etwa 2.109 m, 46° 39' 49 N 08° 02' 01 O



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2023: Grindelwald. – http://www.tropengarten.de/Botanik/grindelwald.html am Tg.Mo.Jahr.