Retamal und Marisma im Südwesten der Iberischen Halbinsel
1. Das Retamal


Große Bereiche der südlichen Küsten Portugals und Spaniens sind Sandküsten, unterbrochen von felsigen Abschnitten oder größeren Estuaren (breiten Flussmündungen). Dominierende Bäume dieser Region sind Kiefern, im östlichen Bereich mehr die Aleppo-Kiefer, Pinus halepensis Miller, und mehr westlich die Pinie, Pinus pinea L. Natürlicherweise sind beide Arten waldbildend, im Fall der Pinie aber oft auch von Menschenhand angepflanzt. Mancherorts bilden sie große Wälder, meist mit dem typischen Unterwuchs westlicher Heidevegetation aus Cistaceae, Ericaceae und Leguminosaceae. Im südwestlichen Teil der Iberischen Halbinsel wird der küstennahe Kiefern-Wald an einigen Stellen vom sogenannten Retamal ersetzt. Dies ist niedriges Wald- oder Buschland, dominiert von Retama-Spezies, meist Retama monosperma (L.) Boiss., einem weißblühenden "Ginster" (Abb. 4). Er bildet dichte Bestände auf Dünen oder sandigem Grund, da die Pflanzen sehr tief wurzeln und vielfältige Schädigungen, wie Freispülung des Wurzelwerks oder fast vollständige Übersandung überleben können.

Besonders in der Nähe von Estuaren oder Überschwemmungsgebieten (Marschland = Marisma) findet man auch heute noch mehr oder weniger individuenreiche Retamale, die den touristischen Bauboom der 1990er bis 2000er Jahre überlebt haben. Neben dem Retamal an der portugiesischen Küste vor der Stadt Villa Real Do Santo Antonio dürfte das Ratamal der spanischen Isla Canela zu den attraktivsten gehören, auch wenn große Teile durch die Zerbauung der Landschaft mittlerweile erloschen sind.

Das Retamal der Isla Canela befindet sich an der Küste vor der Stadt Ayamonte (Isla Canela bis Punta del Moral), ganz im Südwesten Spaniens. Dort gibt es einen noch halbwegs intakten, mosaikartig erhaltenen Gehölzwald dieser Art. Er liegt eingebettet in einem großen Marisma im Mündungsgebiet des Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien. Nördlich grenzt direkt das ebenfalls sehr große Marisma der Isla Cristina (Abb. 1 und 2) an und bildet ökodynamisch zusammen mit der Isla Canela ein zusammenhängendes Marschgebiet. Westlich der Mündung des Guadiana, direkt auf der anderen Uferseite findet sich das erwähnte portugiesische Retamal.

Abb. 1 Plan des Marismas der Isla Cristina (grün unterlegt), nordwestlich davon, bis zum Meer die Isla Canela in den frühen 1990er Jahren. Ausgehängt in der Molino El Pintado (großer grüner Punkt)
Abb. 2 Satelittenbild der Isla Canela (links von der Flussmündung in der Mitte) und Isla Cristina (rechts von der Flussmündung), wahrscheinlich 2004 wie in Abb. 3, während Niedrigwasser. Ausgehängt in der Molino El Pintado



Retamal auf der Isla Canela
Schröder (2008) schrieb zur Situation auf der Isla Canela schon passend: "Die Erschließung der lange jungfräulichen Küste ist damit bei weitem noch nicht beendet, vor allem in Richtung Isla Canela ragen reihenweise Kräne in die Luft. Bleibt zu fragen ... ob die Küste der Provinz Huelva unbedingt dem schlechten Vorbild der Costa del Sol folgen muss". Inzwischen jedoch sind die Bautätigkeiten, auch "Dank der Finanzkrise", weitgehend zum Erliegen gekommen und die Touristensiedlungen der Isla Canela nicht nur außerhalb der Saison teilweise nicht belegt. Für die umliegenden Naturflächen (spanisch "parajes") zumindest vorerst eine Verschnaufpause.

In den Jahren 2009 bis 2011 hat die Provinz Huelva zudem im Bereich der den Hotel-Komplexen vorgelagerten Sanddünen Stege durch das Retamal gebaut und versucht, die Wäldchen im östlichen Abschnitt durch Einzäunung zu schützen. Wo es früher Strandbuden (spanisch "Chiringuitos"), Freizeitaktivitäten und wildes Camping im niedrigen Wald gab, ist die Natur sich nun mehr oder weniger selbst überlassen und die Freizeit-Infrastruktur am Strand auf den gegenwärtigen Stand "eingefroren" (Abb. 3). Gut möglich, dass die Retamal-Wäldchen sich so wieder verjüngen können und in ihrer beeindruckenden Schönheit, besonders zur Blütezeit Im Frühling an einigen Standorten erhalten bleiben.

Abb. 3 Blick über den Küstenstreifen der Isla Canela mit der Dreizonung im bebauten Bereich: Strand mit Spülsaum, das Retamal und vorne die Pflanzung mit Washingtonia filifera und W. robusta. Die Mole im Hintergrund flankiert die Hafenausfahrten der Isla Cristina und Punta de Moral, 02.11.2013.
Abb. 4 Anagallis monelli L. und blühende Retamae monospermae im Frühling, Küste vor Villa Real de Santo Antonio, Portugal, 22.03.2008

Andererseits bleibt zu bedenken, dass das Retamal im Bereich der Dünen im nicht gestörten Zustand schon sehr artenarm ist und sich die Einzäunung wahrscheinlich nur wenig positiv auf die Diversität auswirken wird, beziehungsweise sogar die Invasion von Neophyten wie
Dillens Opuntie, Opuntia dillenii (Ker Gawl.) Haw.,
Pampasgras, Cortaderia selloana (Schult. & Schult. f.) Asch. & Graebn.,
das Wandelröschen, Lantana camara L.,
Hottentottenfeige, Carpobrotus edulis (L.) N.E. Br.
oder Agavaceae, meist Agave americana L., begünstigt.

Die Invasion solcher Neophyten kann man zur Zeit gut an der Playa Canela beobachten. Dort dringen von den Kulturflächen der Hotelgärten und dem Wegegrün zahlreiche Neophyten vor, die hinter der Einzäunung nicht mehr kontrolliert werden, während davor, auf den Kulturflächen regelmäßig gepflegt wird. Zusätzlich werden durch die "Grünpflege" der Kulturflächen natürlich aufkommende, einheimische Pflanzen des Retamals "weggepflegt". Gegenüber vom Hotel Iberostar (Abb, 5), wo die Einzäunung endet, dringt das Retamal bis an die Strandpromenade vor, während es im eingezäunten Abschnitt konsequent bis zum Zaun supprimiert wird und keine Chance hat, sich darüber hinaus auszubreiten. Eine fragwürdige Maßnahme. Auch das Invasionspotential durch die zahlreichen, nun mittlerweile adult gewordenen Washingtoniae robustae H. Wendl., die die Strandpromenade in weiten Bereichen begleiten und direkt am Wäldchen liegen, bleibt abzuwarten.

Abb. 5 Plan der Playa de Canela wie er an der Strandpromenade aufgestellt ist. Etwa beim roten Punkt endet die Einzäunung. Rechts davon, also westlich beginnt der freie Abschnitt des Retamals.
Abb. 6 Der Neophyt Cortaderia selloana links, in der Mitte eine Retama monosperma und rechts das einheimische Rohrpfahlgras, Arundo donax L., 27.10.2013
Abb. 7 Opuntia dillenii im Retamal, teilweise bildet sie sehr große Bestände, 27.10.2013.
Abb. 8 Früchte der Opuntia dillenii. Die Vermehrung der Art erfolgt generativ und vegetativ, 27.10.2013
Abb. 9 Das Retamal auf der Isla Canela, im Hintergrund die Hotelkomplexe, architektonisch sicherlich besser als so manche Betonquader wie an der Costa Brava oder del Sol, 27.10.2013.
Abb. 10 Rizinussträucher, Ricinus communis L., finden sich an einigen Stellen im Retamal, hier mit vertrockneten Fruchtständen auf einer gestörten Fläche, 27.10.2013, 1 m, 37° 10' 43 N, 07° 23' 19 O


Wiederherstellungsmaßnahmen, wie das Anpflanzen von Juniperus oxycedrus L. in vorderer Strandlage, sind Maßnahmen, die kaum hilfreich sind, da es zweilhaft erscheint, ob J. oxycedrus überhaupt Bestandteil des Retamals an diesem Ort ist und ob die Pflanzen ohne längerfristige "Starthilfe" eine Chance haben, sich erfolgreich im hochdynamischen Komplex der ersten Dünenreihen zu etablieren. Eine rückwärtigere Pflanzung wäre da schon hilfreicher gewesen, wie es im Gebiet der Cota de Donana gemacht wird. In den (mehr oder weniger) ungestörten Bereichen des Retamals treten Juniperus-Pflanzen zudem nicht (mehr) auf, wie beispielsweise beim im Westen liegenden Retamal der Isla Canela, hinter dem Ende der Bebauung.

Nach nun vier Jahren der Einzäunung lässt sich kaum ein Unterschied in der Diversität und Invasionsdynamik zwischen eingezäunten und freien Abschnitten des Retamals feststellten. Es erscheint lediglich die in südlichen Ländern leider oft anzutreffende Vermüllung in den eingezäunten Bereichen geringer zu sein. Invasionsdynamisch sind bisher kaum signifikante Unterschiede erkennbar, in beiden Abschnitten dringen zahlreiche Fremdarten in das Retamal vor. Hier kann eine längerfristige vergleichende Beobachtung geschlossener und offener Retamal-Abschnitte sicherlich mehr Informationen über den Nutzen der Einzäunung bringen.

Abb. 11 Reihen der Washingtonia robusta auf der Grünfläche direkt am Retama-Wald der Isla Canela vor dem eingezäunten Bereich, 27.10.2013.
Abb. 12 Relativ intaktes Retamal auf den meerseitigen Dünen der westlichen Isla Canela mit nur geringen anthropogenen Einflüssen, 24.10.2013
Abb. 13 Ausgesprochen artenarmes Unterholz im dichten Bestand des Retama-Waldes der Isla Canela im westlichen Abschnitt, 24.10.2013.
Abb. 14 Das Marisma auf der meerabgewandten Seite der Dünen. Hier hauptsächlich mit Gräsern bewachsen und nur relativ wenigen zweikeimblättrigen Halophyten, da der Einfluss des Süßwassers durch den Rio Guadiana stärker ist als im Marisma del Duque, 24.10.2013


Das Gebiet im Westen der Isla Canela ist im Kontrast zu den "Hoteldünen" auch heute noch weitgehend unverbaut und kann in einem etwa 5–10 km langen Rundweg (je nach Startpunkt) erkundet werden. Immer am Strand entlang Richtung Nordwesten bis ans Ende der Dünenspitze, die schon im Estuar des Guadiana, direkt gegenüber Villa Real Do Santo Antonio liegt. Dort beginnt dann ein Feldweg, der zwischen Marisma und Retamal zurück zum Ort führt. Von hier aus ist eindrucksvoll die Diversiät der Landschaft zu erkunden. Einerhands die Dünen mit dem Retamal und andererhands das von Spartina-Gräsern dominierte Feuchtland des Marimas (Abb. 14). Ein hochdynamischer Naturraum, dessen schnellen Wandel (Abb. 3) man hier sehr gut erahnen kann, der Wechsel von brackigem Marschland, Salzwiesen und Dünen, jedes Jahr verändert, mit neuer Topographie und rasch sich wandelnden Pflanzengesellschaften. Dünen die abgetragen werden und dann Grasmarschen weichen, Abbrüche am Retamal meerwärts, Land was im Meer versinkt, neue Sandbänke und Dünen im Tidebereich des Guadiana, vom Retamal eroberte Dünen, übersandete Salzwiesen, und so weiter. Auf kleinstem Raum eine ungeheure Vielfalt. Nicht zuletzt auch die Neophyten, die sich im relativ artenarmen Retamal halten können.

Zu den problematischen Neophyten gehören besonders Agave americana und Opuntia dilleenii (Abb. 7 und 8), die stabile Bestände in den Dünen bilden und ursprünglich als Begrenzungspflanzen von Weiden, Gärten oder Höfen in den landwirtschaftlich genutzten Bereichen des Retamals und Marismas gepflanzt wurden. Für die Diversität weniger problematisch und dekorativ sind die verwilderten Sodomäpfel, Solanum sodomeum L., ein Neophyt aus Afrika der sich vielerorts an den iberischen Küsten etabliert hat und leicht an seinen großen, tomatenähnlichen Früchten und dem bewehrten Blatt erkennbar ist (siehe weiter unten).

Abb. 15 Pycnocomon rutifolium, ein im Sommer und Herbst blühendes Kardengewächs der Sandküsten, besonders an "feuchteren Stellen" im Retamal siedelnd, 27.10.2013.
Abb. 16 Das Yucca-Gras, Juncus acutus, in den salzigeren Feuchtbereichen des Retamals am Übergang zum Marisma, 24.10.2013
Abb. 17 Dekorative, leicht duftende Blüte des Pancratium maritimum in den Sandküsten der Isla Canela, 27.05.2013.
Abb. 18 Pancratium maritimum Pflanzen in den meerseitigen Sandküsten der Isla Canela, 24.10.2013
Abb. 19 Dekorative Blüte des Echium gaditanum in den Sandküsten der Isla Canela, 31.10.2013
Abb. 20 Blütenstand des Meer-Mannstreu, Eryngium maritimum L., im Frühjahr auf der Isla Canela, 28.03.2008, 1 m, 37° 10' 40 N, 07° 23' 44 W


Von den relativ wenigen einheimischen Pflanzen ist Echium gaditanum Boiss. im Unterwuchs sehr häufig vertreten. Es ist ein 20–100 cm großer Natternkopf der Sandgebiete an den südlichen Küsten, dessen Blätter deutlich erkennbar erhabene Schwellungen an den Ansatzstellen der borstigen Haare besitzen. Er bildet individuenreiche Bestände im Retamal und dringt auch in gestörte Flächen entlang von Verkehrswegen oder Siedlungen vor, kann sich selbst im instabilen Bereich sandiger Hänge halten, wo sonst nur Überlebenskünster wie die Dünentrichternarzisse, Pancratium maritimum L., oder der Meer-Mannstreu, Eryngium maritimum L., erfolgreich etablieren.

Letztere beide Arten haben ihre eigenen Strategien entwickelt, die schwierige Situation in den Küsten-Dünen zu überstehen. Eryngium maritimum durch die Bildung sehr tief reichender Wurzeln, die die Pflanzen stabilisieren und eine ausreichende Wasserversorgung sicherstellen, sowie durch die Bildung langer Triebe, an denen sich im Falle der Übersandung neue Vegetationspunkte mit Blattwerk bilden. Abgeblühte Triebe brechen zudem später ab, werden vom Wind fortgetrieben und verbreiten so die Samen; eine Strategie die man als Steppenroller bezeichnet. Beim Pancratium maritimum ist die Strategie ähnlich, dort werden durch Freilegung der Pflanzen die Zwiebeln an neue Standorte gespült, wo sie neu verwurzeln können, oder eine Übersandung wird durch Bildung elongierter Blatttriebe überstanden. Die schwarzen Samen sind zudem ausgesprochen resistent gegen Austrockung und trotz ihrer Größe sehr leicht, so dass sie von Wind und Strömung einfach fortgetragen werden können.

Abb. 21 Fast das ganze Jahr über blüht der Kretische Hornklee, Lotus creticus, in den Sanden der Isla Canela, 27.10.2013
Abb. 22 Cakile maritima, der Europäische Meersenf, tritt zahlreich mit Sämlingen im Spülsaum und den Primärdünen der Isla Canela auf, 02.11.2013


Abb. 23 Eryngium maritimum Kolonie in den Dünen der Isla Canela, 24.10.2013, 1 m, 37° 10' 40 N, 07° 23' 44 W
Abb. 24 Salsola kali L. am Rand der Dünen des Retamals, direkt am Übergang zum Marisma 20.10.2010
Abb. 25 Solanum sodomeum, der Sodomsapfel, ein Neophyt aus dem südlichen Afrika hat, tritt vielerorts im Retamal auf und kann sich im dichten Unterwuchs gut behaupten. Er ist unverkennbar mit seinen großen Früchten und dem stacheligen Blatt. Kolonie in den Dünen der Isla Canela, 20.10.2010
Abb. 26 Rumex roseus L., der Rosen-Ampfer, findet sich gelegentlich am Rand des Retamals, aber auch in den Dünen oder direkt am Strand. Abseits der Küste besiedelt er gerne ruderale Standorte oder Wiesen, 02.11.2013

Auf der Meerseite des Retamals finden sich die typischen Strandbewohner der vordersten Reihe: Pycnocomon rutifolium (Vahl.) Hoffmanns. & Link, Cakile maritima Scop., Salsola kali L., Lotus creticus L., Euphorbia paralias L., Malcolmia littorea (L.) R. Br., Otanthus maritimus L. oder Rumex roseus L. Alles sind Pflanzen, die häufig entlang der mediterranen Küsten zu finden sind, teilweise, wie der Europäische Meersenf oder das Gewöhnliche Kali-Salzkraut, sogar bis an die Küsten Deutschlands. Die meisten Pflanzen dürften den Urlaubern dieser Region von Strandbesuchen bekannt sein, da sie an mehr oder weniger "naturbelassenen" Stränden noch relativ häufig anzutreffen sind. In "gesäuberten" Strandabschnitten oder solchen mit starker Freqeentierung sind viele Arten lokal gefährdet oder schon ganz verschwunden.

Auf der dem Meer abgewandten Seite des Ratamals, zum Übergang in das Feuchtgebiet des Marismas, finden sich Juncus acutus L., Xanthium strumarium L., Asparagus albus L., Asparagus acutifolius L. und die zahlreichen Neophyten, besonders in der Nähe der Urbanisationen. Hier gilt ähnliches wie für die strandseitigen Pflanzen. Touristische Erschließung führt zu einem Rückgang oder Erlöschen der Populationen. Nur einige Arten können sich im hochgestörten Tourismus-Biotop halten. Es sind jene Pflanzen, die auf gestörte Standorte spezialisiert sind, wie Echium gaditanum oder Xanthium strumarium. Diese Arten profitieren teilweise sogar von den Eingriffen in die Biotope.


Abb. 27 Die Gewöhnliche Spitzklette, Xanthium strumarium L., tritt vereinzelt auf der Meerseite, innerhalb und landwärts des Retamals auf. Es sind nur vereinzelte Exemplare, aber ein über Jahre stabiler Bestand. Die meisten Individuen findet man entlang dem Abschnitt der Strandpromenade zwischen den Hotels, 02.11.2013
Abb. 28 Asparagus albus L., der Weiße Spargel, wächst vielerorts im Dickicht des Retamals und kann dort bis Schulterhöhe erreichen, hier ein Exemplar vor Opuntia dillenii, 30.10.2013


Abb. 29 Asparagus acutifolius L., der Stechende Spargel, kann sich im dichten Unterwuchs des Retamals gut behaupten, da er bis zu 2 m Höhe in den Zweigen und Ästen der Retama monosperma hoch klettert, 27.10.2013
Abb. 30 Euphorbia paralias L., die Strand-Wolfsmilch, ist eine typische Pflanze des Spülsaums der Sandküste vor dem Retamal, 31.10.2013


Abb. 31 Malcolmia littorea (L.) R. Br., die Strand-Meerviole, ist eine häufige Blühpflanze der Strände, auffällig durch ihr silbrig-weißes Blatt und die hübschen violetten Blüten, 27.10.2013
Abb. 32 Sehr hübsch ist der im vorderen Spülsaum auftretende Otanthus maritimus (L.) Hoffm. & Link, die Schneeweiße Strandfilzblume, 02.11.2013, 2 m, 37° 10' 29 N, 07° 21' 42 W
Abb. 33 Horst von Arundo donax L., dem Pfahlrohr, im Retamal am Rio Guadiana, 20.10.2010, 0 m, 37° 11' 02 N, 07° 24' 17 W
Abb. 34 Kleine Pflanze von Arundo donax, die wahrscheinlich über ein Rhizomstück mit dem Rio Guadiana an den Strand der Isla Canela verschleppt wurde, 28.03.2008, 0 m, 37° 10' 55 N, 07° 24' 10 W
Abb. 35 Pflanze der Strauch-Melde, Atriplex halimus L., auf einer gestörten Fläche am Rande des Retamals, 31.10.2013, 3 m, 37° 11' 17 N, 07° 23' 06 W
Abb. 36 Prächtig blühender Strauch der Salbeiblättrigen Zistrose, Cistus salvifolius L., zusammen mit Retama monopserma an der Küste vor Villa Real de Santo Antonio, Portugal, 23.03.2008, 4 m, 37° 10' 25 N, 07° 25' 11 W
Abb. 37 Früchte und Blüten des Herbst-Seidelbasts, Daphne gnidium L., im Retamal, 17.10.2010, 3 m, 37° 11' 21 N, 07° 20' 47 W
Abb. 38 Der Phönizische Wacholder, Juniperus phoenicea L., wird am Strand vor den Hotels zur Rekultivierung des Retamals gepflanzt, 28.10.2013, 3 m, 37° 10' 56 N, 07° 20' 29 W
Abb. 39 Blühende Spanische Golddistel, Scolymus hispanicus L., im Wald aus Retama monosperma und Pinus halepensis L. an der Küste vor Villa Real de Santo Antonio, Portugal, 10.10.2010, 2 m, 37° 10' 59 N, 07° 25' 11 W


Überall im Retamal verbreitet ist der Sodomsapfel, Solanum linnaeanum Hepper & P.-M. L. Jaeger. Er kann sich gut gegen die Konkurrenz der Retama monosperma durchsetzen und ist an den dynamischen Lebensraum der Küste angepasst. Auch jenseits der Küstenbiotope findet man ihn gelegentlich an ruderalen Standorten, wie an Wegen oder auf Schuttflächen. Die Pflanzen sind im Retamal unübersehbar. Blüten, stachelige Blätter und die bis 3 cm großen Früchte sind eindeutige - und auch dekorative - Merkmale. Leider sind die Pflanzen giftig, etwas was sie mit vielen anderen Arten der Nachtschattengewächse gemeinsam haben. Im Retamal dürfte S. linnaeanum nur mäßig invasiv werden, da er einen Lebensraum besiedelt, der sowieso artenarm ist, in lockeren Beständen auftritt und kaum in das artenreichere Marisma vordringt.

weiter mit Teil 2: Marisma

Referenzen
Guardia, G. G. 1988: Flores Silvestres de Andalucia. – Editorial Rueda, Alcorcon (Madrid), 404 S.
Polunin, O. & Smythies, B. E. 1997: Flowers of South-West Europe. – Oxford University Press, Oxford, New York, 480 S.
Schröder, T. 2008: Costa de la Luz. – Michael Müller Verlag, Erlangen, 264 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2023: Retamal und Marisma im Südwesten der Iberischen Halbinsel. 1. Das Retamal. – http://www.tropengarten.de/Botanik/retamal.html am Tg.Mo.Jahr.